One line

Mia Schmidt: Nun Nacht

für Obertonsängerin, Viertelton-Cembalo, Marimba und Chor

(2021)

Nun Nacht versteht sich als Klanggedicht, das verschiedene Aspekte des Erlebens der Nacht einbezieht, die verträumte, geheimnisvolle Nacht, aber auch die unheimliche, irrational oder rational beängstigende. Dem Werk liegt kein spezieller Text, kein bestimmtes Gedicht zugrunde. Gesungen werden vor allem Vokale und deren Einfärbungen (mit Anklängen an den Obertongesang) sowie einzelne Konsonanten und Phoneme. Diese leiten sich ab aus den Worten Nacht, notte, nuit und night.

Die Form lehnt sich an die Gedichtform Sonett an, besteht jedoch nicht aus vier Strophen, sondern aus sieben Teilen. Die Strophen I, III, VI und VII haben je drei Verse (3 x 11 Silben), die Strophen II, IV und V je vier Verse (4 x 11). Die Strophen bzw. Formteile unterschieden sich im Gestus: die Nacht in ihrer Schönheit versus die Nacht in Ängstlichkeit, Unsicherheit und Furcht. Das Versmaß mit den charakteristischen Elfsilblern lasse ich in den Zeiteinheiten und rhythmischen Bewegungen anklingen.

Harmonisch beschränke ich mich auf fünf Akkorde, aus Obertonspektren abgeleitet, und deren Transpositionen auf H, C, Cis, D, E und B.

Der für mich magisch wirkende Klang der Obertonsängerin wird vor allem in den ruhigen Teilen eingesetzt.

Mia Schmidt