One line

Svetlana Maraš: Firekeepers

für Trio und Ensemble

(2023/2024)

Je mehr ich mit Klang arbeite und von seiner Flexibilität und der Fülle seiner Formen und Strukturen fasziniert bin, desto weniger Interesse habe ich an aufgezeichnetem Klang und fixiertem Klang im Allgemeinen. Seit vielen Jahren spiele ich viele Konzerte mit elektronischer Live-Musik, ohne das Material aufzunehmen. Ich habe Musikinstrumente und Installationen gebaut, die innerhalb eines bestimmten Rahmens von Möglichkeiten immer anders klingen. Diese Freiheit des Klangs, eine jener Formen in einer Live-Performance anzunehmen, finde ich spannend, denn sie zeigt mir, wie vielseitig und elastisch der Klang ist. In diesem Stück habe ich viel von dem umgesetzt, was ich selbst beim Spielen mit digitaler Technologie gelernt habe, und in gewisser Weise ist es eine Übertragung meines eigenen Prozesses der Arbeit an einem Live-Set auf eine Ensemble-Situation. Um die Spielbarkeit mit den Instrumenten und dem Sound für jeden Musiker zu ermöglichen, war eine extrem detaillierte Strukturierung notwendig, obwohl die endgültige Form nicht auf einer Zeitachse festgelegt ist. Für mich ist Klang ein Amalgam aus zahllosen kleinen Gesten und Transformationen auf mehreren gleichzeitigen Ebenen, und als solches spiegelt er Vielfalt wider und erfordert die gemeinsame Anstrengung vieler Akteure. Insofern passt das Bild der »Brandwächter« sehr gut. Es betont auch die Zerbrechlichkeit der Arbeit von Musikern und die Vorstellung, dass Musik im Wesentlichen ein Akt des Miteinanders ist, der in seinem letzten Stadium eine gemeinsam erlebte Hörerfahrung ist.

Svetlana Maraš