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Severin Dornier: An[other] Alpine Symphony

Nach Texten von Leta Semadeni und Musik von Richard Strauss

(2023/2024)

Die Prognosen bewahrheiten sich, und die letzten Jahre der großen Alpengletscher sind bereits lange vergangen. Auf einer ehemaligen Forschungsstation untersuchen sieben Glaziologen die geborgenen und künstlich am Leben gehaltenen Überreste des einst ewigen Eises. Überraschend stoßen die Expeditionsteilnehmer dabei jedoch auf musikalische Fundstücke aus früherer Zeit, welchezuvor eingeschlossen im Eis und nun zum Klingen gebrachtdie mystische Vergangenheit des Gletschers in seiner ganzen Kraft heraufbeschwören.

An[other] Alpine Symphony ist Re-Komposition und Gedichtvertonung in einem und stellt dem romantischen Naturverständnis des 19. Jahrhunderts die wissenschaftlichen Realitäten unserer Zukunft gegenüber. Genau wie die Natursymbolik der musikalischen Vorlage zeigt die rätoromanische Lyrik der Schweizer Schriftstellerin Leta Semadeni auf, wie die Gletscherwelt der Schweizer Alpen nicht nur eine gefährdete Naturregion, sondern auch einen mit ihr eng verknüpften reichen Kulturraum darstellt. An[ohter] Alpine Symophny ist der Versuch, der Natur auch in unserer heutigen Welt mit veränderten Rahmenbedingungen eine Sprache zu verleihen.

«Als gigantische, stumme Zeugen einer urzeitlichen Vergangenheit verkörpern die Gletscher einen Teil der Erdgeschichte. […] Wie die Vulkane und die Gesteinsschichten gehören sie zu jenen Naturerscheinungen, welche am unmittelbarsten an die Genesis erinnern […]. Der nicht belegte Ausdruck »Gletscher-Zunge« wäre […] als Organ einer utopischen Ursprache vorstellbar.« (Paul Celan)

Severin Dornier