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Kathrin A. Denner: aeris

Aeris ist ein Streichquartett, dessen klangliche Sprache durch subtile Erweiterungen des instrumentalen Spektrums geprägt wird. Klangschalen bilden den Ausgangspunkt des Werks – ihr Nachklang wird aufgegriffen und transformiert, um eine fragile, schwebende Struktur zu schaffen. Die Spieler*innen nutzen Spieltechniken wie Flageolette, sul tasto und sul ponticello, um feinstufige klangliche Übergänge und schillernde Texturen zu erzeugen. Das Werk thematisiert die Zerbrechlichkeit des Klangs und das Wechselspiel zwischen Resonanz und Stille, wobei der luftige Charakter der Komposition einen ephemeren, doch intensiven Klangraum entstehen lässt.

(Kathrin A. Denner)

Biographie

Kathrin A. Denner

Kathrin A. Denner (*1986) studierte Trompete, Musiktheorie sowie Komposition bei Theo Brandmüller, Wolfgang Rihm und Johannes Schöllhorn an den Musikhochschulen Saarbrücken, Karlsruhe und Freiburg. Seit 2024 promoviert sie am Collège Doctoral Européen d’Interprétation et de Création Musicales GLAREAN über Zeit in zeitgenössischer Musik und Tanz.

Ihre Kompositionen entstehen aus einer spielerischen, fast kindlichen Neugier im Umgang mit musikalischem Material. Dieses wird zerlegt, filetiert, untersucht und wieder neu zusammengesetzt – mal passgenau, mal transformiert. Dabei liegt der Fokus auf der Erforschung seiner Eigenschaften, seines Verhaltens und seiner Reaktionen auf Veränderungen. Es geht um die konzentrierte Aktion des Materials: um die bewusste Entscheidung für Gesten, Formen oder Strukturen und ihre präzise, radikale Verarbeitung.

Sie ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe, unter anderem des Deutschen Musikwettbewerbs, wurde unter anderem mit dem Heidelberger Künstlerinnenpreis und dem Deutschen Musikautorenpreis der GEMA ausgezeichnet und erhielt Arbeitsstipendien der Deutschen Akademie Rom, des Herrenhaus Edenkoben, der Villa Concordia und der Künstlerstadt Kalbe.

Für die Belange der Komponierenden setzt sie sich als Vorstandsmitglied und im Leitungsteam der Fachgruppe E-Musik des Deutschen Komponist*innenverbands und als Delegierte der außerordentlichen Mitglieder der GEMA ein. Sie ist leidenschaftliche Dozentin an der Musikhochschule in Trossingen.

René Blazevic
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Bahar Royaee: Memories of a Stone Sitting under the Skin of the Water on the Lake

Memories of a Stone Sitting under the Skin of the Water on the Lake There

Es gibt ein Bild am Horizont meiner Erinnerung, das verdunstet, wie ein Stein, der unter der sich kräuselnden Oberfläche des Wassers auf dem See liegt. Die Form des Steins verändert und verzerrt sich, löst sich in Pixel auf, während sich das Wasser dehnt und wandelt. Mit jeder Verzerrung verflüchtigt sich der Stein im Gedächtnis der Zeit, wie ein Körper im Exil, der von den weiten Meeren zwischen den Ländern niedergedrückt wird, und wird zu Pixeln seiner Zellen im Gedächtnis aller Seelen.

 

In diesem Stück geht es um die Wiederherstellung jener verdunsteten Erinnerung durch die Wiederholung ihrer Pixel in den vier Ecken des Quartetts. Es stellt die Ornamentierung (Pixel) in den Mittelpunkt der Musik, zeigt Rhythmus als »Phänomen der Körperbewegung« und befasst sich mit der Wahrnehmung von Zeit zwischen den Musikern durch die Erfahrung von multiplen Zeitachsen, die sich in einem aus Ornamenten gewebten Gewebe entfalten und zusammenfalten.

(Bahar Royaee)

Biographie

Bahar Royaee

Bahar Royaee (*1990 im Iran) arbeitet als Musikpädagogin und Komponistin/ Sounddesignerin im Bereich der Konzertmusik und verschiedener Medienkünste. Ihre Musik wird als eindringlich, prall von Ideen und Farben und als »poetische Beschwörung« beschrieben.

Sie studierte bei Suzanne Farrin und Jason Eckardt, promoviert derzeit in Komposition an der City University of New York und ist Lehrbeauftragte am Baruch College und Artist-in-Residence an der Longy School of Music. Bahars Werke wurden 2020 beim Time:Spans Festival, bei der Fromm Foundation Composer Conference und 2022 bei dem Tehran Electroacoustic Music Festival aufgeführt. Sie erhielt Preise wie den Pnea Award, den Roger Session Memorial Composition Award und den Korourian Electroacoustic Music Award.

Bahar Royaee
© privat
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Zihan Wu: Die kleinen Knochen

All creatures decay into tiny bones.

By the time of Revival,

A Reborn of a new creature,

From the tiny bones.

 

In meinem Gedicht bringe ich die Essenz der Musik auf den Punkt – eine Reise der Verwandlung und Wiedergeburt. Das Stück entfaltet sich in umgekehrter Richtung und zeichnet die Neugestaltung des Lebens von zerbrechlichen Überresten zu lebendiger, fleischiger Vitalität nach. Durch eine organische Erkundung der Körperlichkeit und der Textur des Klangs kanalisieren die Musiker rohe Energie und stellen eine starke Verbindung zum Publikum her. Das dramatische und eindringliche Erlebnis zelebriert die Schönheit von Schöpfung und Transformation.

(Zihan Wu)

Biographie

Zihan Wu

Zihan Wu (*2001) ist eine chinesische Komponistin und Pianistin. Ihr Interesse gilt der Erforschung der Wechselbeziehungen zwischen verschiedenen Farben, Objekten, Zeit und Raum, die sie zu einer einzigartigen und persönlichen Klangwelt verwebt. So gestaltet sie raffinierte und fantasievolle Klanglandschaften. Die poetischen, dramatischen und organischen Energieströme, die auf natürliche Weise die Komposition selbst mit den Ausführenden und den Zuhörern verbinden, sind wesentlich für ihre Werke.

Geboren in Fuzhou und aufgewachsen in Shanghai, China, begann sie im Alter von 11 Jahren zu komponieren. Zihan lebt derzeit in den USA, wo sie ihren Master of Music in Komposition an der Yale School of Music absolviert. Zuvor schloss sie die dem Shanghai Conservatory of Music angegliederte Music Middle School ab und erwarb einen Bachelor of Music in Komposition und Klavier an der Eastman School of Music. Für ihr Werk After Infinity erhielt sie den 1. Preis beim 10. Internationalen Matan-Givol-Kompositionswettbewerb.

Zihan Wu
© privat
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Sebastian Claren: tremblement

Die Arbeit an tremblement begann mit der Idee, ein Streichquartett von Brahms extrem zu verlangsamen – wie ein viel zu langsam abgespieltes Tonband. Jedes Detail des Stücks, bis hin zum Vibrato, sollte enorm vergrößert und dadurch, obwohl immer noch direkt mit dem Original verbunden, grotesk verzerrt werden. Mit den ersten konkreten Entwürfen wurde offensichtlich, dass ich das Material von Brahms nicht so verwenden konnte, wie ich das in vergleichbaren Stücken gemacht habe. Das mag an der Bekanntheit des Materials, vielleicht aber noch mehr an seiner formalen Abgeschlossenheit liegen. Um die Idee einer direkten Verbindung zu Brahms‘ Musik aufrechtzuerhalten, musste ich Wege finden, sie in einem Raum funktionieren zu lassen, der viel abstrakter war, als ich geplant hatte. Durch diese strukturellen und klanglichen Entscheidungen hat sich das Stück in vielerlei Hinsicht in das Gegenteil seiner ursprünglichen Idee entwickelt. Anstatt einer extremen Verlangsamung sind viele Tempi so schnell, dass sie für die reale Aufführung angepasst werden müssen. Und obwohl sich jede einzelne Note des Stücks auf eine bestimmte Stelle im ersten Satz von Brahms’ Streichquartett op. 51, Nr. 2 bezieht, ist dieser Zusammenhang über weite Strecken kaum erkennbar.

 

Der Titel »tremblement «, ursprünglich als Referenz an Édouard Glissant gedacht, wurde immer mehr zu einer Metapher für alle möglichen Arten von zitternden Bewegungen, von denen viele sehr konkret und direkt, manchmal auch gewalttätig sind. Das Stück ist ein Schauplatz von extrem widerstreitenden Kräften geworden, die in einem strukturell klaustrophoben Raum aufeinandertreffen.

(Sebastian Claren)

Biographie

Sebastian Claren

Sebastian Claren (*1965 in Mannheim) studierte Komposition, Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Heidelberg, Berlin und Freiburg. Er ist Professor für Komposition an der Seoul National University. In seiner kompositorischen Arbeit lässt sich Sebastian Claren von der Präzision elektronischer Musik und der Klangsensibilität von Popmusik inspirieren und übertr.gt diese auf instrumentale und vokale Partituren. Seine früheren Werke waren akribische Konstruktionen aus reduziertem Material mit minimalen Bezügen zu externen Quellen. Heute geht er den umgekehrten Weg: Seine Arbeit basiert auf deutlichen Bezügen zu bereits existierender Musik, deren Ausdruck und Charakter er durch strukturelle und gestische Eingriffe manipuliert. Seine Musik bezieht ihre Ausdruckskraft aus der inneren Spannung zwischen klarer formaler Struktur und obsessiver Konzentration auf das Detail.

Sebastian Claren
© Claren
Biographie

Fabrik Quartet

Das Frankfurter Fabrik Quartet zeichnet sich durch seine engagierte, frische und kühne Interpretation zeitgenössischer Musik aus. Die vier Mitglieder lernten sich 2021 im Rahmen der Internationalen Ensemble Modern Akademie in Frankfurt am Main kennen. Das Quartett war eines von drei Ensembles, die über das Podium Gegenwart des Deutschen Musikrats für das Programm „InSzene“ ausgewählt wurden, und ist derzeit Teil des Streichquartettprogramms, das von der internationalen Plattform MERITA gefördert wird. Im Zentrum der Arbeit des Fabrik Quartet steht die Zusammenarbeit mit Komponist*innen der Gegenwart wie Rebecca Saunders, Alberto Posadas, Liza Lim, George Lewis, Jörg Widmann, Jose Manuel López López, Walter ZImmermann und Ulrich Kreppein gecoacht und Stücke mit Jose Luis Escrivà, Kathrin Denner, Rishin Singh und Esther Pérez Soriano. Seit seiner Gründung hat das Fabrik Quartet wichtige internationale Preise erhalten, u.a. beim Internationalen Kammermusikwettbewerb Anton Rubinstein, beim Dritten Internationalen Wettbewerb für zeitgenössische Musik Re_Crea in Castelló, Spanien und beim John Cage Award in Halberstadt.

Seit Oktober 2024 studiert das Fabrik Quartet an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt bei Lucas Fels (Arditti Quartett) und Tim Vogler (Vogler Quartett).

Fabrik Quartet
© Kathrin Benstem
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