One line

Oscar Strasnoy: Geschichte

So. 11.12.11, 19:00Uhr
Berlin/Konzerthaus Werner-Otto-Saal

Oscar Strasnoy: Geschichte

Musiktheater für sechs Stimmen a cappella (2011)

nach Witold Gombrowicz

 

Witold: Daniel Gloger, Countertenor
Mutter: Sarah Maria Sun, Koloratursopran
Vater: Andreas Fischer, Bass
Rena: Truike van der Poel, Mezzosopran
Jerzy: Martin Nagy, Tenor

Janusz: Guillermo Anzorena, Bariton

 

Titus Selge, Regie

Galin Stoev, Libretto

 

Ein polnisches Landgut am Vorabend des ersten Weltkriegs ist Schauplatz von »Geschichte«. Die Konstellation der Adelsfamilie bildet die Oberfläche für das Sittenbild einer durchdrehenden Gesellschaft: ein genervtes Familienoberhaupt, eine hysterisch-hypochondrische Mutter, zwei ungleiche Brüder–femininer Softie der Eine, aggressiver Macho der Andere –, eine fromme Schwester sowie der Jüngste, Witold. Er ist das Alter Ego des polnischen Exil-Schriftstellers Witold Gombrowicz (19041969), nach dessen Texten die Operette entstanden ist.

 

Schon als Kleinkind ein Außenseiter, provoziert Witold die Familie mit seiner Andersartigkeit zu immer überdrehteren Rollenspielen. Prüfungskomitee, Musterungskommission, Hohes Gericht: das sind die Schranken, vor die Witold gezerrt wird. Seine irre Familie verwandelt sich in den Zarenhof und schließlich in den Kriegsrat des deutschen Kaisers Wilhelm II. Witold, der Heranwachsende, ahnt als Einziger die drohende Katastrophe.

 

Für Oscar Strasnoy ist die Operette das perfekte Genre, um den Hintersinn und Anspielungsreichtum der Geschichte und die Naivität und Durchtriebenheit ihrer Figuren in ein virtuoses, doppelbödiges a cappella Spiel zu verwandeln. Mit der klanglichen Beschränkung auf sechs Stimmen kann er bohrend die Enge einer dekadenten Gesellschaft evozieren und gleichzeitig die überzeichneten Charaktere der Adelsfamilie musikalisch karikieren.

 

Oscar Strasnoy
© Guy Vivien