Dieter Schnebel: Utopien
Musikalisches Kammertheater
für sechs Stimmen und Instrumentalensemble
Textzusammenstellung von Dieter Schnebel und Roland Quitt
(2008–2013)Matthias Rebstock, Regie
Sabine Hilscher, Ausstattung
Roland Quitt, Libretto und Dramaturgie
Neue Vocalsolisten
Sarah Sun, Sopran | Susanne Leitz-Lorey, Sopran | Truike van der Poel, Mezzosopran | Martin Nagy, Tenor | Guillermo Anzorena, Bariton | Andreas Fischer, Bass
Instrumentalsolisten
Theo Nabicht, Bassklarinette | Yumi Onda, Violine | Zoé Cartier, Violoncello | Kai Wangler, Akkordeon | Matthias Engler, Schlagzeug
Die Uraufführung fand am 17. Mai 2014 in der Muffathalle München im Rahmen der Münchener Biennale statt.
Eine Produktion der Münchener Biennale in Kooperation mit dem Konzerthaus Berlin und Musik der Jahrhunderte
Dieter Schnebel (*1930) arbeitete fünf Jahre lang (2008–2013) an einem Musiktheater für die Neuen Vocalsolisten Stuttgart, das vor allem von Bewegung und Prozessions-artigen Gängen bestimmt wird. Der Titel »Utopie« sprach den »Blochianer« in Schnebel an, der sich sofort an Blochs »Geist der Utopie« mit seiner eindringlich expressiven Sprache erinnert fühlte sowie an den Schluss des »Prinzip Hoffnung«: »…so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat«–eine Übersetzung und Deutung des Wortes »U-topia«, »Nicht-Ort«.
Die musikalischen, textlichen und szenischen Überlegungen verdichteten sich zu folgendem Konzept: Drei Teile, für sechsstimmiges Vokalensemble komponiert, entsprechen der Trigonometrie der christlichen Utopie: Glaube, Hoffnung, Liebe. Die großen Ensembles sind umgeben von Soli, Duetten und Terzetten, in denen auch die Gegenbegriffe von Glaube und Hoffnung ermessen werden. Nicht aber den Gegenbegriff der Liebe: Sie erscheint quasi als »quinta essentia« im Sinne der alten Elementenlehre jenseits der existenziellen Risse–als Utopie. Schnebel macht sie hör- und nachvollziehbar durch Zitate und Anklänge an Wagners »Tristan«, an Kompositionen von Schubert und Bruckner. Das Werk ist–ganz in der Tradition von Schnebels früheren musiktheatralischen Entwürfen – kein Handlungstheater, sondern vor allem ein Raum-, Klang- und Bewegungstheater, das sich von der Bühne aus auch unter die Zuschauer begibt.