One line

Bernhard Lang: Cheap Opera #3 ‘May’

für 7 Stimmen, Bassklarinette und Playback, Video und Live-Loops

Text: May Kooreman

(2021)

Dieses Musiktheater basiert auf den Schriften, Zeichnungen und Konzepten von May KooremanArchitektin und Schriftstellerin, die an Parkinson erkrankt ist. In einer rhizomatischen Wanderung durch diese Texte versucht die Musik, den Auswirkungen und Nebenwirkungen der ParkinsonKrankheit auf den Geist eines kreativen Menschen nachzugehen.

 

In Mays eigenen Worten:

 

»Wir sind alle Menschen, haben Beziehungen, durchleben

Geburt, Krankheit und Tod. Warum ist mein Leben mit

Parkinson so anders, was gibt es da zu erzählen? Sind meine

Erfahrungen am Ende nicht universell? Fühlt sich nicht jeder

Mensch manchmal einsam und verloren? Wir alle bringen

unsere eigenen Ängste, Überzeugungen und Vorlieben ein.

Es gibt nicht die eine Wahrheit über Parkinson, es ist meine

Wahrnehmung neben der Ihren.«

 

Das Libretto versucht einen neuen Weg der dokumentarischen Textualität, indem es die fiktive Erzählung durch die Erzählung des Realen ersetzt. Die Musik wird von einem auf das Notwendige reduzierten Kernensemble interpretiert: Die Stimmen sollen sich dem Text widmen, sie wechseln zwischen Sprechen, Sprechgesang, Singen, Flüsternimmer klar verständlich.

Die Instrumentalbesetzung ist klein, auf das Wesentliche reduziert, ebenso wie die Sängerbesetzung: drei Stimmen, die sich durch diese Texte und ihre poetische, halluzinatorische und philosophische Wirkung hindurch schlängeln.

 

Parkinson wirft Fragen der Wahrnehmung, der Identität, des Todes und des Lebens auf, alles aus dem Blickwinkel eines Geistes, der selbst von dieser Krankheit betroffen ist.

(Bernhard Lang)